Neben Kräutern und Tonerde wurde Holzkohle von Tierhaltern fast aller Kulturen für die Behandlung ihrer Tiere verwendet. Es hat offenbar nie geschadet, aber meistens genützt (Derlet and Albertson, 1986). Während die Kohle für einige Tierarten wie Hühner und Schweine pur verabreicht wurde, gab man sie anderen Tieren gemischt mit Butter (Rinder), Eiern (Hunde) oder mit Fleisch (Katzen) (O’Toole et al., 2016).
Fachzeitschriften für Landwirtschaft und Tierhaltung aus dem späten 19ten und frühe 20ten Jahrhundert diskutierten ausgiebig sogenannte „tonische Mittel“ für Kühe. Diese bestanden hauptsächlich aus Holzkohle und enthielten zudem Gewürze wie Pfeffer oder bittere Enzianwurzel. Die Hersteller dieser tonischen Mittel behaupteten, sie würden Verdauungsstörungen beheben, den Appetit verbessern und die Milchproduktion erhöhen (Pennsylvania State College, 1905).
In den USA wurde Holzkohle damals offenbar als vorzüglicher Futterzusatz zur Erhöhung des Butterfettgehaltes von Milch angesehen. Anfang des 20ten Jahrhunderts hielt man dort Wettkämpfe für den Buttermilchgehalt von Kuhmilch ab, und die Landwirte legten entsprechend viel Sorgfalt auf die Zusammenstellung der Futterrationen: „Die Getreidemischung, die während der Versuchsphase gefüttert wurde, bestand aus 50 kg getrocknetem Gärgetreide, 25 kg Weizenbran, 50 kg gemahlenen Hafer, 50 kg Maisbrei, 50 kg Baumwollsaatmehl… Holzkohle fehlt, wenn überhaupt, so nur selten in den Mischungen der Kuhzüchter“ (Savage, 1917). Später berichteten (Totusek und Beeson, 1953), dass Pflanzenkohle-Produkte spätestens seit 1880 in der Schweinezucht und seit 1940 in der Hühnerhaltung als Futtermittel eingesetzt wurden, und zitieren eine Vielzahl von Veröffentlichungen aus der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts. Etwa zur gleichen Zeit schrieben (Steinegger und Menzi, 1955): „Es ist in der Schweiz allgemein üblich, Holzkohle zum Hühnerfutter und zum Legehennen-Mehl zu mischen, um Verdauungsproblemen vorzubeugen und überhaupt die Verdauung zu regulieren“.